Bezugnehmend auf diverse Medienberichte von Sonntag und Montag, welche die Frage aufwerfen, ob Schülerinnen und Schüler flächendeckend das laufende Schuljahr wiederholen müssen, möchte sich auch die Union der Schülerorganisationen CH/FL (USO) erneut zur Thematik äussern.
Das oberste Ziel unseres Bildungswesens muss sein, auch unter solch widrigen Umständen eine qualitativ hochwertige Bildung zu gewährleisten. Und dies selbstverständlich ohne den Schülerinnen und Schülern Steine in den Weg zu legen, wie zum Beispiel in Form von längerer Ausbildungsdauer.
Daraus ergibt sich, dass eine solche Massnahme, wie die der flächendeckenden Aberkennung eines ganzen Schuljahres, sollte sie nötig werden, ein massives Versagen der verantwortlichen Stellen zeigt. Es muss nun einzig und allein darum gehen, rasch Möglichkeiten zu finden und Mittel bereit zu stellen, um einen hochwertigen Fernunterricht für alle zu gewährleisten und somit das untragbare Szenario einer Aberkennung zu verhindern.
Auch wenn zahlreiche Schulleiterinnen und Schulleiter und vor allem Lehrpersonen einen immensen Effort leisten, um Fernunterricht in irgendeiner Art zu ermöglichen, zeigen sich leider immer wieder Versäumnisse. So erklärte eine Lehrerin am Samstag, nachdem das Verbot des Präsenzunterrichts bekanntgegeben wurde, sie habe noch keine Ahnung wie es weitergehen solle. Sie werde am Montag in die Schule gehen und da werde man sehen, was man mache. So wurde wertvolle Zeit verschenkt und auch die Schülerschaft zu Beginn der Woche mit einem grossen Fragezeichen alleine gelassen. Auch zeichnete sich dieses Verbot bereits im Vorfeld ab. Hätten die zuständigen Stellen ihre Pflichten erfüllt, hätte die Lösungssuche also nicht erst über jenes Wochenende, sondern bereits im Vorfeld gestartet werden können und müssen.
Wenn man also bedenkt, dass gerade mal fünf Tage für die Lösungssuche und erste Versuche aufgewendet wurden, so wirkt es doch befremdlich, dass bereits darüber gesprochen wird, die Ausbildungsdauer flächendeckend um ein Jahr zu verlängern. Wohlgemerkt wird dies von der Präsidentin des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Zürich in den Raum gestellt. Die Schulleiterinnen und Schulleiter sind jene, welche in der Pflicht sind, Lösungen zu finden um genau ein solches Szenario zu verhindern. Wenn nun jene bereits nach einer solch kurzen Phase das Handtuch werfen, ohne einen wirklichen Lösungsansatz präsentiert zu haben, muss man sich fragen, wieviel ihnen daran liegt, ihren Schülerinnen und Schülern das vollenden des Schuljahres auch unter diesen Umständen zu ermöglichen.
Es steht ausser Frage, dass die Methoden, welche bereits in der vergangenen Woche anwendbar waren, eine vernünftige Bildung nicht gewährleisten können. Für das hätte die Zeit auch nicht gereicht, hätte man mit der Planung begonnen, als sich die Schulschliessungen abzeichneten. Genauso ausser Frage steht aber, dass sich die Methoden von Woche zu Woche, wenn nicht gar von Tag zu Tag verbessern müssen. Die auf die Schnelle gefundenen Methoden nun nur noch mit neuem Material zu bespielen, darf nicht der Weg der Wahl sein. Stetige Evaluationen, Verbesserungen und neue Methoden sind gefragt. Auch wenn dies mit mehr Aufwand verbunden ist, als zu sagen: das Jahr werde gestrichen.
Zwar sieht es die USO als wohl unumgänglich, dass Schülerinnen und Schüler, deren Promotion ohnehin tendenziell gefährdet wäre, nun noch mehr Mühe haben werden, die Promotion zu erreichen. Doch dürfen nicht kollektiv alle dazu genötigt werden, ihre Ausbildung um ein Jahr zu verlängern.
Soziale Unterschiede, welche durch die aktuelle Situation verstärkt werden, können weitgehend kompensiert werden. So können von Schulen, Gemeinden oder Kantonen Notebooks, Tablets etc., abgegeben werden. Sofern die Bestände nicht ausreichen können solche auch beschafft werden. Wenn eine Schule selbst dies Mittel nicht hat, hat die nächst höhere Instanz unter die Arme zu greifen. Lehrpersonen können auch Schüler via Telefon oder Skype individuell unterstützen und auch die gegenseitige Unterstützung der Schülerinnen und Schüler ist gefragt, beispielsweise bei fremdsprachigen Eltern.
Hier ist klar, dass Kinder nicht aufgrund der familiären, vor allem finanziellen Situation benachteiligt werden dürfen. Hier müssen schnell Mittel bereitgestellt werden. Für die Wirtschaft wurden solche Mittel bereits durch den Bund bereitgestellt, dies muss auch für die Bildung möglich sein.
Auch die Schülerschaften und Schülervertretungen können und sollen, ja müssen in die Entwicklung von Lösungen einbezogen werden. Dies sowohl jetzt bei der Ausarbeitung und Evaluation von Methoden des Fernunterrichts und betreffend die Kompensation sozialer Unterschiede, als auch und zwangsläufig beim Umgang mit etwaigen Defiziten gegen Ende des Schuljahres. Dies ist auch eine klare Forderung der OBESSU, des europäischen Dachverbandes der Schülerinnen- und Schülervertretungen.
Zusammenfassend ist die USO der Ansicht, dass es zu früh ist, über solche Konsequenzen zu sprechen. In der momentanen Situation ist es angezeigt, alles daran zu setzen, möglichst allen Schülerinnen und Schülern den ordentlichen Abschluss des Schuljahres zu ermöglichen. Auch wenn dies für die verantwortlichen Personen einen Mehraufwand bedeutet. Sollten die von Frau Knüsel befürchteten Konsequenzen nicht abgewendet werden können, bedarf es einer genauen Untersuchung, wo die Versäumnisse zu finden sind, welche eine solche untragbare Situation verschulden.